oe24-Interview

Herr Marko, lässt Red Bull Mercedes die Flügel stutzen?

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Wie oe24 berichtete, beobachtet die Konkurrenz das Comeback von Mercedes (Russell und Hamilton in Montreal 3. & 4.) mit Argusaugen. Italien-Medien zufolge hat Red Bull die FIA gebeten, die neuen Frontflügel der Silberpfeile unter die Lupe zu nehmen. oe24 hakte bei Bullen-Mastermind Marko nach.

oe24: Herr Marko, stimmt es, dass ihr die FIA gebeten habt, man möge sich die Mercedes-Flügel genau anzuschauen?
HELMUT MARKO:  So kann man das nicht sagen. Die (Mercedes, d. Red.) haben einen neuen Frontflügel, und auf den Fernsehbildern von Montreal sieht man ganz klar, dass sich die Flügel von Russell und Hamilton auffällig stark verbiegen. Allerdings hatten die Flügel bei der Abnahme die nötige Festigkeit. Das wundert mich nicht. Ich weiß nicht, wie oft wir unsere Flügel überprüfen mussten.

oe24: Das heißt, die Frontflügel werden vor jedem GP neu kontrolliert?
MARKO: Genau. Da gibt's ein exakt festgelegtes Prozedere mit Gewichten, unter denen sich ein Flügel nicht verbiegen darf. Es ist ein beliebtes Spiel, dass man alles so ausreizt, dass es bei der technischen Abnahme passt. Im Rennen senkt sich der Flügel dann, was für eine bessere Aerodynamik sorgt.

oe24: Das Thema hatten wir doch schon in den vergangenen Jahren ...
MARKO: Genau, das ist immer wieder aufgekommen, wenn die Verformung in den Fernsehbildern deutlich zu sehen war.

"Die Abnahme wird auch von der Konkurrenz kritisch beäugt"

oe24: Konkret heißt das im Fall von Mercedes?
MARKO: Dass in Montreal alles in Ordnung war. Für Barcelona und Spielberg usw. gibt's eine neue Abnahme, die muss wieder passen. Das wird natürlich von der Konkurrenz kritisch beäugt, nicht nur von uns.

oe24: Was halten Sie vom Titel: "Red Bull will Mercedes die Flügel stutzen lassen"?
MARKO (lacht): Ein lustiges Wortspiel, hat was Satirisches. Aber wenn, dann kann das nur die FIA.

oe24: Laut Sky-Experte Ralf Schumacher muss sich Red Bull für den nächsten GP in Barcelona (Sonntag, 15 Uhr/ORF1) ohnehin keine Sorgen machen. Weil dort, so Schumacher, das Team mit dem besten Paket siegt, und das hat Red Bull.
MARKO:  Also wir haben das beste Paket mit dem besten Fahrer. Ob wir das beste Chassis haben, wird sich weisen - sein Wort in Gottes Ohr! Voriges Jahr war Mercedes in Barcelona stark, aber das war nur ein Strohfeuer.

oe24: Dabei heißt es doch, dass Barcelona richtungsweisend für den weiteren WM-Verlauf ist.
MARKO: Für uns sollte diese Faustregel auch gelten. Wenn wir in Barcelona stark sind, dann sind wir das hoffentlich auch nächste Woche in Österreich und eine Woche später in Silverstone. Diese drei Rennen werden sehr viel über die wahren Kräfteverhältnisse aussagen. Deswegen arbeiten unsere Leute in diesen Tagen auch am Limit. Dazu kommt, dass Sergio Perez sein Auto in Monaco und in Montreal schwer beschädigt hat.

oe24: Dabei hatten Sie vor ein paar Wochen vorgeschlagen, Perez zappeln zu lassen, um seine Motivation zu steigern. War es ein Fehler, ihn so früh bei Red Bull zu verlängern? Tatsächlich hat er wie von Ihnen prophezeit sofort nachgelassen ...
MARKO: Er hätte sich wirklich nicht daran halten müssen. Wir haben mit ihm verlängert, weil wir Ruhe in unser Team bekommen wollten, was leider nicht ganz geklappt hat. Aber jetzt hat Checo drei Rennen auf drei richtigen Rennstrecken vor sich, da kann er sich beweisen.

oe24: In Montreal haben Sie auf die Frage, welche Fahrerpaarung für Sie die beste wäre, geantwortet: Norris und Piastri bei McLaren. Das pricht auch nicht gerade für Perez ...
MARKO: Aber so ist es. Die sind jung und liegen vor allem im Qualifying immer sehr eng beisammen. Und beide werden noch zulegen, vor allem Piastri.

oe24: Wie würde Ihnen die Paarung Antonelli und Verstappen gefallen?
MARKO: Antonelli (das 17-jährige Supertalent vom Mercedes-Nachwuchsprogramm) ist ein absoluter Mercedes-Mann, da brauchen wir nicht darüber nachzudenken.

oe24: Es hält sich noch immer das Gerücht, wonach Verstappen 2026 Russell, dessen Vertrag bei Mercedes auslauft, ersetzen könnte. Was halten Sie davon?
MARKO: Das ist noch so weit weg. Jetzt konzentrieren wir uns bitte auf die nächsten Rennen und schau'n, dass wir die WM wieder gewinnen. Unser größter Vorteil ist es, dass sich die anderen Teams gegenseitig die Punkte wegnehmen. Ich hoffe, das geht so weiter.

Die Antwort dazu gibt's am Sonntag in Silverstone.

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